Mir wird übel davon

Mir wird übel davon


Die Landschaft ist schön verschneit. Alles ist in einen leichten samtigen weissen Mantel gepackt. Die Pisten sind perfekt präpariert und griffig. Der Himmel stahlblau und die Sonne scheint auf die Belalp nieder. Auf dem Startplatz auf 3000 Meter über Meer haben wir die Kameras bereit gemacht und die zwei Gleitschirmpiloten fuhren auf ihren Skiern los. Schon nach wenigen Meter verlassen die Skier den Boden, die Gleitschirme drehen ein und fliegen über die Felskanten. Da wir nicht so viele Takes zur Verfügen haben, haben wir gleich mit drei Kameras gedreht. Eine Totale, eine Close-up in Slowmotion und eine Drohne in der Luft. Unserer Kunde ist Airvolution, eine Firma die Tandemflüge und eine Flugschule in Angebot hat. 





Um neben der Drohne, noch mehr Aufnahmen aus der Luft zu erhalten, hatten wir einen dritten Gleitschirm, der für den Kameramann da war. Simon Boschi war der auserwählte, der mit der Kamera an den Tandemschirm ging. Im Vorfeld sind die Aufnahmen, die wir während einem Dreh machen müssen, genau geplant. So habe ich die Aufnahmen, die Simon in der Luft machen muss aufgeschrieben und Simon mit Klebeband auf dem Oberschenkel geklebt. Die Kamera war auf einem Stabilisator montiert und der Stabilisator mit Seil und Karabiner am Gurtzeug befestigt. 




Die drei Piloten waren über Funk verbunden. Die Aufnahmen waren äusserst schwierig zu machen, da es viel Koordination erfordert, alle Schirme unterschiedlich schnell sind und wir nur einen Flug von zehn Minuten Zeit haben. Drehs in den Bergen und besonders im Winter sind besonders schwierig und anstrengend. Das Material zu transportieren und die Kamera zu bedienen ist mit Skimaterial und bei Kälte noch wesentlich anstrengender. 




Mit Simon hatte ich schon einige Projekte realisiert und ich wusste, dass er draussen in den Bergen in seinem Element ist. Die beiden Gleitschirme, die gefilmt werden, hoben zuerst ab und dann auch der Pilot mit Simon. Die Kamera lief die ganze Zeit durch und so auch seine Gopro auf seinem Helm. Ich habe nochmals die Drohne geflogen, um noch einige Aufnahmen über den Felsen zu machen. Die Funkverbindung ist leider schon kurz nach dem Start abgerissen und die Piloten haben sich auf die Vorbesprechung verlassen. Simon hatte die Kamera stehst im Blick und deshalb wurde ihm innert kürzester Zeit schwindlig, einige Minuten später übel. Der Pilot hat während dem Flug immer wieder nach seinem seinem Wohlbefinden gefragt. Am Anfang war die Antwort noch ein klares «Ja», später ein etwas unschlüssiges «Mh» und am Schluss ein «Neeeeeeiiiiinn»

Bei der Landung wurde ihm schwarz vor Augen und er konnte sich nicht mehr auf den Beinen halten.  Die Kamera inklusive Stabilisator hat er bei der Landung durch den Schnee gezogen.

 

Von einem weiteren Flug mussten wir dann absehen. 


04.12.2020, Luc Stähli


www.lsbehindthecamera.com

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